Timothy Learys
8 Stufen des Bewusstseins

Der amerikanische Psychologe Timothy Leary ist zweifellos der umstrittenste Erforscher menschlichen Verhaltens seit Wilhelm Reich. Beide verbindet die makabre „Auszeichnung“, die einzigen Wissenschaftler dieses Jahrhunderts in den USA zu sein, die aus überwiegend „moralischen“ und politischen Gründen im Gefängnis gesessen haben: wegen Verbreitung „gefährlicher“ und „zersetzender“ Ideen.

Anders als Reich hat Timothy Leary jedoch seine Haftzeit ohne Verbitterung und ohne Wahnvorstellungen hinter sich gebracht. Er ist mit einer Haltung heiterer Versöhnlichkeit daraus hervorgegangen. Von den 54 Monaten Haft sagt Leary, es sei „eine Zeit des Rückzugs und der Meditation“ gewesen, „für die der Staat freundlicherweise die Kosten getragen hat“.

Heute ist er damit beschäftigt, Computer-Programme „mind-adventures“ herzustellen und zu verkaufen, die in Form von Interaktionsspielen die Grundlagen seines psycho­logischen Systems vermitteln. Auch als Vortragsredner ist Timothy Leary gefragt, und er schreibt durchschnittlich ein Buch pro Jahr.

Die „gefährlichen“ Ideen, die ihn zwischen 1970 und 1976 immer wieder ins Gefängnis brachten – einmal konnte er entkommen und fand Zuflucht in Algerien und in der Schweiz -, sind in den Medien nie richtig dargestellt worden. Obwohl er mehr als 20 Bücher über psychologische Fragestel­lungen – von der Intelligenzmessung bis zur sozialen Program­mierung des Bewusstseins – verfasst hat, kennt man ihn aus­schließlich wegen seiner juristischen Auseinandersetzungen mit dem Staat über die gesetzliche Regelung der Drogenfor­schung (Die meisten glauben, er sei gegen jede gesetzliche Kontrolle gewesen. Tatsächlich trat er nur für eine andere Regelung ein als die bestehende).

Die Grundlage seines Denkens ist seit Mitte der fünfziger Jahre der klassische logisch-positivistische Standpunkt, wonach viele der hergebrachten sprachlichen Äußerungen bis hinein in die Wissenschaftssprache operational sinnlose meta­physische Schnörkel enthalten. Aufgabe des wissenschaftlich arbeitenden Psychologen sei es, eine Operationale und genaue Terminologie zu schaffen, um darstellen zu können, „wer die Spieler sind, welche Spielregeln sie anwenden und wo sich ihre Körper in der Raum-Zeit aufhalten.“ Diese Einsteinsche Beto­nung der Körper in der Raum-Zeit-Dimension liegt auch Learys Diagnose-Instrument „Interpersonal Grid“ (Interper­sonales Gitter) zugrunde, das in den USA zu den verbreitetsten psychologischen Diagnose-Schemata gehört.

Interper­sonales Gitter
Interper­sonales Gitter

In diesem Modell werden die verschiedensten psychologi­schen Tests kombiniert – von der Selbsteinschätzung einer Person bis zu den Einschätzungen anderer, die mit ihr in einer Therapiegruppe sind. Schließlich erkennt man das bevorzugte „Spiel“ dieses Menschen oder seine gewohnheitsmäßige Art, mit anderen umzugehen. Nach Wochen oder auch Monaten therapeutischer Arbeit kann man die Tests (oder die Einschät­zungen durch den Therapeuten und andere Gruppenmitglie­der) wiederholen und prüfen, ob und wie sich diese Person im sozialen Raum „bewegt“ hat. Im günstigsten Fall findet man dann vielleicht folgende Entwicklung (vergleiche das Interper­sonales Gitter und Abb. 1).

Abb. 1
Abb. 1

In diesem angenommenen Fall hat sich die Person von gewohnheitsmäßigen Klagen, von Verbitterung und Schuldge­fühlen („Ich bin nicht okay, und du bist es auch nicht“) zu einer gewissen Verantwortlichkeit und gutem Willen „hinbewegt“ („Kann sein, dass ich okay bin und du auch“).

Die Extremform in den Viertelkreisen lautet – im Uhrzeigersinn gelesen – etwa so:
„Wir sind alle okay“ (APON)
„Du bist okay, aber mir ist nicht zu helfen“ QKLM)
„Keiner ist okay, uns ist allen nicht zu helfen“ (FGHI)
„Ich bin okay, aber ihr anderen seid das Letzte“ (EDCB).

Diese „Spiele“, wie Leary sie stets nennt, tendieren dazu, andere mit hineinzuziehen, sofern diese nicht über einen ausgeprägten psychologischen Scharfsinn verfügen. Beispiels­weise weckt die Position „Du bist okay, aber mir ist nicht zu helfen“ elterliche Fürsorge (zuweilen sogar bei Psychologen, die es eigentlich besser wissen müssten) und verewigt sich damit selbst. Entsprechend kann die Position „Ich bin okay, aber ihr anderen seid alle blöd“ bei den beteiligten Partnern zu Groll und Widerstand führen („Unfähigkeit und Ungehorsam“) und damit fortbestehen.

Nach Learys Überzeugung enthält dieses Gitter die funda­mentalen Beziehungsmuster der Säugetier-Soziobiologie. Das heißt, wir finden dieselben Verhaltensweisen, nur ohne verbale Rationalisierung, bei den meisten, höher entwickelten Tieren. Das kommt daher, versichert Leary, dass diese Spiele (im Sinn von Konrad Lorenz) auf der Prägung dessen beruhen, was er „die ersten beiden Schaltkreise des Nervensystems“ nennt.

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Der erste Schaltkreis ist der älteste und primitivste. In einer Art Rohform ist er bereits bei den Amöben vorhanden. Leary nennt ihn den ORALEN BIO-ÜBERLEBENS-Schaltkreis. Er ist nach seiner Auffassung fest verdrahtet und ermöglicht die fundamentale Entscheidung darüber, wann es ratsam ist, VORWÄRTS auf Nahrung oder eine Belohnung zuzugehen oder vor Raubtieren und anderen Gefahren für Leib und Leben ZURÜCKzuweichen. Die Punkte oder Bereiche, an denen das Menschenbaby auf Lorenzsche Prägungsvorgänge anspricht, sind das „alte“ Gehirn oder Kleinhirn (cerebellum) und das autonome Nervensystem, das den gesamten Körper durch­zieht. Das erklärt, warum Erfahrungen im Bereich dieses Schaltkreises überall im Organismus empfunden werden. Und es erklärt, warum jede reale oder scheinbare Bedrohung im Säugling eine Prägungsempfänglichkeit auslöst, die über das Nervensystem bleibende Reaktionsmuster in den endokrinen, glandulären, respiratorischen und anderen Körperfunktionen hinterlässt.

Vereinfacht gesagt: Eine „schlechte“ Prägung (Trauma) löst einen permanenten Rückzugsreflex aus, der dieser Person einen Platz in der linken Hälfte des Interpersonalen Gitters, irgendwo in IHGFEDCB zuweist, während eine „gute“ Prä­gung eine vorwärts gerichtete, optimistische und entdecker­freudige Einstellung zur Welt und zu anderen Menschen ermöglicht, die sie in den Feldern JKLMNOPA ansiedelt.

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Der zweite Schaltkreis, den Leary den ANALEN, GEFÜHLS­MÄSSIG-TERRITORIALEN Schaltkreis nennt, reicht wahr­scheinlich bis zu den ersten Wirbeltieren zurück. Seine Prägung (samt dem nachfolgenden Konditionieren und „Lernen“) geschieht beim Menschen hauptsächlich im Thalamus (einem Teil des Zwischenhirns), im willkürlichen Nervensystem und in den Muskeln. Starke Prägungen treten wahrscheinlich dann auf, wenn das kleine Kind zu laufen anfängt, seine Körperkraft gegen die Schwerkraft einsetzt und sich mit wackligen Schritten das Haus erobert: Genauso automatisch wie irgendein Säuge­tier um seinen Platz in der Rangordnung der Horde kämpft, kämpft das Kleinkind um eine Position im familiären Machtge­füge. Im Extrem kann diese Prägung gewohnheitsmäßige DOMINANZ, UNTERWERFUNG oder eine Zwischenpo­sition hervorrufen. Die Konditionierung der Individuen beein­flusst diese Prägung dahin, dass ein soziales Spiel übernommen wird, in dem einige ständig dominiert werden (das Fußvolk) und andere ständig dominieren dürfen (die Anführer). Das Ergebnis der beiden Prägungen auf der Ebene dieser Schaltkreise bildet die zwei Dimensionen des Interpersonalen Gitters, die wir eben besprochen haben.

Abb. 2
Abb. 2

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Eine dritte Dimension des Bewusstseins und Verhaltens nennt Leary den SEMANTISCH-MANIPULATIVEN Schaltkreis. Er ist offenbar ausschließlich dem Menschen vorbehalten, obwohl darüber debattiert wird, wieweit es bei Walen und einigen Primaten möglicherweise etwas Ähnliches gibt. Beim Menschen liegt diese Schaltung in den vorderen Abschnitten der linken Hirnhemisphäre und verfügt über Rückkoppelungsschleifen zum Kehlkopf und zu den Händen. Zu einem genetisch festgesetzten Zeitpunkt wird das Kleinkind nach Learys Meinung empfänglich für prägende Sprachein­flüsse. Danach kann es nicht mehr ausschließlich in der Terminologie der Säugetier-Soziologie beschrieben werden. Der dritte Schaltkreis erlaubt uns, die Welt zu VERMESSEN und zu MANIPULIEREN: Ideen zu bilden (sprachliche, bildhafte, mathematische), sie mit unseren Händen (oder Instrumenten) zu erproben und zu korrigieren, wenn sie nichts taugen. Kurz – dies ist der Schaltkreis, der uns, wie Aristoteles sagt, zu vernunftbegabten Wesen macht.

Unglückseligerweise macht uns dieser Schaltkreis wie jeder Psychologe weiß (und der verstorbene Arthur Koestler mit wachsender Bitterkeit in seinen letzten Büchern hervorhob), potentiell auch zu geistesgestörten Wesen. Wir können unsere semantisch-manipulativen Fähigkeiten dazu nutzen, die Welt zu vermessen, zu steuern und unsere innere „Landkarte“ zu korrigieren. Genauso gut können wir aber mit ihrer Hilfe auch eine „Landkarte“ entwerfen und unsere Wahrnehmungen so zensieren, dass sie zu dieser Karte passen. In milder Form nennt man dieses Verhalten Dummheit oder Dogmatismus; in schär­ferer Form religiösen oder politischen Fanatismus; im Extrem­fall „Geisteskrankheit“.

Die Gitter der Netze, die dieser Schaltkreis mit Hilfe der Sprache und anderer Symbole bildet, können so unterschied­lich sein wie die Lehren von Buddhismus, Katholizismus, Nazismus, Marxismus, des polynesischen Tiki-Kultes oder des Islamischen Fundamentalismus, und so weiter. Leary nennt diese Gitter „Realitätstunnel“. Sie unterscheiden sich von Mensch zu Mensch oder von Gesellschaft zu Gesellschaft ebenso wie die Gemälde von Rembrandt, Picasso, Escher und Bacon oder wie die Musik von Vivaldi, Wagner, Elvis Presley und John Cage.

Da die zwei ersten bei den meisten Säugetieren vorhandenen Schaltkreise in älteren Gehirnteilen liegen und mit Reaktionen verknüpft sind, die den ganzen Organismus betreffen (endo­krine Drüsen, Atmung …), werden die meisten Menschen überwiegend von diesen beiden Schaltkreisen gesteuert. Sie nutzen den dritten Schaltkreis lediglich zur Aufrechter­haltung eines Realitätstunnels, der ihre zwanghaften Prägun­gen wie Vorwärts-Rückwärts oder Dominanz-Unterwerfung „rational“ erklärt. Also markieren wilde Primaten ihre Reviere durch Exkremente, während domestizierte Primaten ihre Ter­ritorien durch gedruckte Landkarten und „Ideologien“ (starre Realitätstunnel) markieren. Statt die Fähigkeiten des semanti­schen Schaltkreises zur Selbstkorrektur zu benutzen, verwen­den sie diese zur Selbsttäuschung. Darin liegt die Komik und schmerzliche Tragik des menschlichen Lebens. Sie hat viele Skeptiker zu dem Schluss gebracht, die Vernunft sei eine Hure, und sie hat Swift zu einer beißenden Parabel angeregt über den Kampf zwischen jenen, die ihr Ei an der spitzen und denen, die es an der runden Seite aufschlagen. Jeder Realitätstunnel, so abwegig er von außen gesehen auch anmuten mag, wird von den Betroffenen mit Inbrunst für wahr gehalten. Er wird nicht einmal als „Landkarte“ oder Modell­vorstellung erkannt. Vielmehr ist es die „Realität“ schlechthin, die keine philosophischen Fragen offen lässt. In gewissem Sinn ist es tatsächlich existentielle Realität, denn die Person lebt, fühlt, leidet oder triumphiert in dieser Existenz und beurteilt den Wert aller Dinge nach ihr.

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Der vierte, SOZIO-SEXUELLE Schaltkreis lässt sich naturge­mäß ebensoweit zurückverfolgen wie der ANALE-TERRITORIALE Schaltkreis. In seiner besonderen menschlichen Form erscheint er jedoch erst um etwa 30000 vor Christus. Diese Schaltung tritt in Aktion, wenn das DNA-Programm den Organismus für Paarungssignale empfänglich macht. Allerdings entdeckten Priester und Könige im Lauf der Ent­wicklung des dritten, SEMANTISCHEN Schaltkreises, dass sich – unabhängig von der jeweiligen sexuellen Prägung des einzelnen – einer statistischen Mehrheit durch massive Kondi­tionierung jedes wünschenswert erscheinende sexuelle Spiel aufzwingen ließ. Auf diese Weise verlor die Sexualität ihren rein biologischen Charakter und wurde zu einem gesellschaft­lich bestimmten Verhalten.

Die Vorstellungen von „gut“ und „böse“, die durch Sanktio­nen der Stammesgruppe durchgesetzt werden, schaffen eine dauernde Spannung zwischen der tatsächlichen Prägung der Individuen (die zufällig und höchst unterschiedlich ist) und dem, was als „gut“ definiert wird. Der vierte Schaltkreis hat in der Geschichte fast immer als Kreis der Schuldgefühle gedient. (Wie James Joyce sagt: „Der Staat ist konzentrisch, aber das Individuum ist exzentrisch.“)

Da so viele Verhaltensweisen der Säugetiere direkt mit der Wahrung des Territoriums zusammenhängen, werden der ANALE, GEFÜHLSMÄSSIG-TERRITORIALE Schalt­kreis und der SEMANTISCHE („Gut“/„Böse“) Schaltkreis von den Herrschenden allgemein dazu benutzt, um den vierten Schaltkreis auf maximale Reproduktion zu konditionieren. Denn je mehr Jungen in eine Kultur hineingeboren werden, desto mehr Soldaten werden das Territorium verteidigen (oder erweitern), und je mehr Mädchen auf die Welt kommen, desto mehr Mütter werden weitere Jungen zu Soldaten aufziehen.

Die Realitätstunnel, die sich gewitzte Theologen ausgedacht haben, um dieses soziobiologische Primatengebaren rational zu begründen, werden in dem Song Every Sperm Is Sacred von Monty Python treffend aufs Korn genommen. Wie üblich, wenn ein Realitätstunnel sich verselbständigt, statt sich selbst zu korrigieren, leben diese metaphysischen Systeme als Dog­men weiter, obwohl die Überbevölkerung der Erde bereits eine solche Höhe erreicht hat, dass täglich 100 000 Menschen ver­hungern. Wer einem derart dogmatischen Festhalten an einer bestimmten Vorstellung kritisch gegenübersteht, sollte sich barmherzigerweise daran erinnern, dass die traditionellen Systeme in der Geschichte die meiste Zeit relative evolutionäre Erfolge gewesen sind. Wie sie funktionieren, wird auf Abbil­dung 3 erklärt.

Abb. 3
Abb. 3

Die Gefühle von Pessimismus, Angst und Verzweiflung, die heute auf der Welt um sich greifen, beruhen darauf, dass dieses mechanische System, obwohl jahrtausendelang ein relativer evolutionärer Erfolg, zunehmend als relativer evolutionärer Fehlschlag empfunden wird. Wir dürfen nicht länger zulassen, dass sich die Weltbevölkerung unkontrolliert vermehrt, denn unsere Waffen haben den territorialen Kampf so gefährlich gemacht, dass wir alle darin umkommen können. Die meisten Menschen sind sich dieser neuen Realitäten dunkel bewusst. Doch wenn wir die Augen aufmachen, sehen wir, dass das mechanische Prägungs-/Konditionierungs-System weiterbe­steht und wir in Gefahr sind, in eine globale Katastrophe hineinzurennen. Zwar beginnen wir zu erkennen, dass Reali­täts-lntoleranz – das mechanische Aufprägen starrer Realitäts­tunnel – ebenso gefährlich ist wie früher die Beulenpest, doch haben die meisten von uns nur wenig Hoffnung, dass ein „Gegenmittel“ gefunden werden kann. Nur sehr wenige sind bereit anzuerkennen, dass jedes „Gegenmittel“ immer auch die wachsende eigene Bereitschaft erfordert, sich in alternative Realitätstunnel einzufühlen, um die geradezu hypnotische Prägungskraft der eigenen Kultur zu überwinden.

Learys notorischer Optimismus beruht auf seiner Überzeu­gung, dass es im menschlichen Gehirn noch andere, bisher nur Minderheiten bekannte, Schaltkreise gibt, die wissenschaftlich erforscht werden können und auch erforscht werden, und die zu einer, wie er sagt, „Neurologischen Revolution“ führen. Was im Mystizismus „höhere Bewusstseinsstufen“ heißt, sind nach seiner Ansicht Schaltkreise, die gewöhnlich nicht gebraucht werden, aber mit fortschreitender wissenschaftli­cher Erforschung immer wirkungsvoller aktiviert werden kön­nen. Wo H.G. Wells einmal gesagt hat: „Die Geschichte der Moderne ist ein Wettlauf zwischen Erziehung und Katastro­phe“, begreift Leary die Geschichte der Moderne als einen „Wettlauf zwischen Neurochemie und Katastrophe“. Er glaubt zuversichtlich, dass die Neurochemie siegen wird, obwohl die Auswirkungen der neurochemischen Umwälzung bisher noch nicht offen zutage treten.

Die höheren – oder neueren – Schaltkreise des Gehirns sind in Asien durch verschiedene Formen des Yoga aktiviert wor­den; in Afrika durch Riten und Rauschmittelgebrauch; zu anderen Zeiten durch Fasten, Isolation oder traumatische Schocks (einschließlich künstlich herbeigeführter Schocks wie zum Beispiel bei den Freimaurern). In allen diesen Praktiken sieht Leary einen neurologischen Prozess künstlich geschaffe­ner Empfänglichkeit für Neuprägungen. Normalerweise tritt eine Empfänglichkeit für Prägungsvorgänge (der von Lorenz, Tinbergen und anderen beschriebenen Art) auf, wenn der Organismus eine Entwicklungsstufe erreicht hat, auf der die Neuronen zu einer neuen Prägung bereit sind. Die von außen vermittelte Ansprechbarkeit muss dagegen erst vorbereitet werden. Mystiker (und regierungsamtliche Gehirnwäscher) stellen diesen Zustand her, indem sie irgendeine Technik anwenden, die die vorhandenen Prägungen zeitweise außer Kraft setzt und Neuprägungen zulässt. Learys Interesse an Drogen in den sechziger Jahren beruhte auf der Tatsache, dass man exakt die chemischen Bedingungen messen kann, die diese bestehenden Prägungen zeitweise aufheben und die Prägungs­ansprechbarkeit erneuern. Aber er hat auch andere Verfahren studiert, die nicht so direkt messbar, dafür aber weniger kontrovers sind und die Masse nicht so leicht vor den Kopf stoßen.

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Nach Learys Modell wird bei zeitweiliger Aufhebung der bisherigen Prägungen als erstes der von ihm so benannte NEUROSOMATISCHE Schaltkreis aktiviert. Charakteri­stisch dafür ist das Gefühl, „wiedergeboren“ zu sein, wie es die Anhänger charismatischer Kulte immer wieder beschrieben haben (Es lässt sich mindestens bis zu den Eleusinischen Riten im alten Athen zurückverfolgen, wo diejenigen, die die volle Rausch – und rituelle Erfahrung durchgemacht hatten, „dige­nes“, „Wiedergeborene“, genannt wurden). Genauer gesagt ist das Gefühl des Wiedergeborenseins eine Metapher für neuar­tige, innere wie äußere Wahrnehmungen. Das bedeutet nichts weiter als dass alte Prägungen zeitweilig außer Kraft gesetzt werden und die Person viele mögliche Realitätstunnel sieht und fühlt, die zuvor durch die Fülle früher Prägungen und Kondi­tionierungen blockiert waren. Innerlich wird der Neurosoma­tische Schaltkreis als ein „gutes Gefühl“ erlebt: Man ist vor­übergehend frei von den muskulären Spannungen, die alte Prägungen aufrechterhalten. Von außen her gesehen zeigt sich die Aktivierung dieses Schaltkreises an einer neuen und meist ekstatischen Wertschätzung des „Schönen“ in Farben, For­men, Klängen, Harmonien und all jenen ästhetischen Qualitä­ten, die normalerweise nur Künstler bemerken. Innerlich wie äußerlich macht man lediglich stärkeren Gebrauch von den kombinatorischen Möglichkeiten des Gehirns als nach der ersten, kurz nach der Geburt erfolgten, Prägung. Dieses Geschehen kann Leary zufolge in erster Linie (jedoch nicht ausschließlich) als erhöhte Aktivität der vorderen rechten Hirnhemisphäre gemessen – und mit bloßem Auge an dem seligen Ausdruck der Subjekte abgelesen sowie an ihrer unge­wöhnlichen Beredsamkeit gehört werden.

Ob das Subjekt oder „Opfer“ sich an diesem Punkt einen größeren Freiraum erobert oder ob es sich durch Prägung/ Konditionierung in einen neuen, nicht weniger starren Reali­tätstunnel hineintreiben lässt – ob dieser Zustand auf Befreiung oder Gehirnwäsche hinausläuft – hängt vom Wissen, Verant­wortungsbewusstsein und guten Willen der jeweiligen geistigen Führer, Therapeuten oder Lehrer ab. Möglicherweise kann man dem Subjekt einen so extremen Realitätstunnel wie den der „Manson-Family“ oder der Nazis aufprägen. Genausogut kann man aber auch gesteigerte Flexibilität und ein höheres emotionales Gleichgewicht auslösen, das von den meisten nie erlebt wurde. Alles hängt nach Leary davon ab, ob man dem Subjekt immer wieder sagt, dass es selbst die Dinge in der Hand hat und die Verantwortung für seine neugewonnene Freiheit übernehmen muss, oder ob man ihm einredet, der Führer oder Lehrer steuere das Geschehen. Mit Begeisterung müsse er jetzt den bevorzugten Realitätstunnel dieser klugen Leute anneh­men. Andernfalls würde er ausgestoßen und in den alten Zustand zurückversetzt, der ihm nun jämmerlich und unglaublich roboterhaft vorkommen muss. Cannabis-Drogen aktivieren bei den meisten Menschen zeitweise den Neurosomatischen Schaltkreis (manche empfinden nur Angst). Pranayama, im Yoga das rhythmische Atmen unter Anlei­tung, aktiviert langfristig die Neurosomatische Neu-Prägung und Rekonditionierung. Isolationstanks erzeugen oft neuroso­matische Wirkungen, wenn die anfängliche Angst überwunden ist. Andere Verfahren aus Yoga und Zen-Meditation führen über längere Zeit hinweg offenbar zu ähnlichen Ergebnissen, wenn man nicht aus reiner Langeweile aufgibt, bevor sich die ersten positiven Ergebnisse zeigen.

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Den sechsten oder METAPROGRAMMIERUNGS-Schalt­kreis kennzeichnet eine erhöhte allgemeine Gehirntätigkeit und eine besondere Aktivität in den Stirnlappen. Er tritt erst nach umfassender Erfahrung mit einer Technik zur Aktivie­rung des Neurosomatischen Schaltkreises auf und wird subjek­tiv als das Erscheinen eines „höheren Selbst“ oder „neuen Ichs“ empfunden und manchmal auch als eine Art „spiritueller Führer“ nach außen projiziert. Nach Learys Ansicht spielt sich hier folgendes ab: Anstatt durch äußere und somatische Signale (Umwelt und Körperchemie) programmiert zu werden, lernt das Gehirn, sich selbst zu programmieren. Deswegen neigt der Neurosomatische Schaltkreis dazu, immer wieder zu Stim­mungshochs – zu ästhetischen und sinnlichen Ekstasen ­zurückzukehren, und mit der Erfahrung wächst die Neugier. Man macht sich daran, alle möglichen alternativen Realitäts­tunnel auszukundschaften und wird sozusagen zum Experi­mentalphilosophen. Statt über die relativen Verdienste etwa des Platonismus, Marxismus, Voodoo oder Buddhismus nach­zudenken, „geht man ganz hinein“, um herauszufinden, wie sich diese Ismen von innen anfühlen und warum so viele Leute damit zufrieden sind, ihr Leben in diesen engen „Gittern“ zu verbringen. Man geht aber auch in weit seltsamere und in der Öffentlichkeit weniger breitgetretene „geistige Räume“. Leary spricht hier manchmal von „kybernetischem Bewusstsein“, was bedeutet, der Computer programmiert sich selbst.

Vom Gehirn glaubt man, dass es 102.700.000 mögliche Kombi­nationen aus dem ihm zugeführten Input herstellen kann. Natürlich kann der Metaprogrammierungs-Schaltkreis nicht bewusst mit soviel „Relativität“ umgehen, aber er kann doch wesentlich mehr Verknüpfungen herstellen als der vergleichs­weise primitive Semantische Schaltkreis selbst professioneller Philosophen.

Was die „verbotenen“ und Tabu-Zonen angeht, die sich hier auftun, sagt Leary den Forschern gern: „Öffnet jede Tür, schaut in jeden Realitätstunnel Wenn ihr aber seht, dass niemand drin ist außer ein paar Kannibalen, dann macht die Tür schnell wieder zu und sucht euch einen angenehmeren Tunnel!“

Bei allen diesen Schaltkreisen besteht die Tendenz, in ihren extremen Formen eine äußere Erscheinung hervorzubringen, die selbst dem Laien ins Auge fällt. Eine starke orale Prägung erzeugt den Dicken mit dem Babygesicht, der sich leicht einschüchtern lässt (oder, im noch ausgeprägteren Fall, den Süchtigen). Eine starke anale Prägung bringt den muskulösen, aggressiven Typus hervor und manchmal den Soziopathen oder Kriminellen. Eine starke semantische Prägung führt zum Typus des hageren, nervösen Kopfmenschen, der in akademi­schen Gesellschaften überall anzutreffen ist (Der größte Teil seiner Energie fließt aus dem Körper in die sprachlichen Zentren des Gehirns). Eine starke sozio-sexuelle Prägung erzeugt oft eine „attraktive“ Person, die überall beliebt, sexuell sehr aktiv und von Beruf oft Politiker oder Vertreter ist. Eine starke neurosomatische Prägung bringt den „glücklichen Idioten“ hervor, den man in mystischen und okkulten Bewegungen überall findet und der bei strengen Yogis „der bloß Ekstatische“ und in Kalifornien (wo dieser Typ fast so verbrei­tet ist wie in Indien) „der glückselige Spinner“ heißt. Eine starke Metaprogrammierungs-Prägung führt zum eher unauf­fälligen Menschen mit einer geheimnisvollen Aura von „Macht“, die der Naive oft als übernatürlich ansieht, obwohl diese „Macht“ nichts weiter ist als die Lösung von den mechanischen Reflexen der Mehrheit und von dem zwanghaf­ten Narzissmus des neurosomatischen „Hippies“.

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Im Bereich des siebten, NEUROGENETISCHEN Schalt­kreises geht es unauffälliger zu. Er verursacht keine auffallen­den morphologischen Merkmale, krempelt aber dennoch die Person vollkommen um. Hier hört sich jede Beschreibung sofort unangenehm „mystisch“ an, da es bei diesem Schaltkreis gewöhnlich mit den sogenannten „Erinnerungen an frühere Leben“ losgeht – oder, bei Künstlern, mit einer Konzentration auf die geistigen Bilder und Themen, die Jung „Archetypen“ nennt. Die Tatsache, dass der materialistisch denkende Freud diesen Schaltkreis als „rassisches Gedächtnis“ in sein Lehrge­bäude einzureihen versuchte, und dass selbst der marxistisch gebildete Dr. Stanislav Graf nach umfassenden Studien mit LSD ihn als „das phylogenetische Unbewusste“ ebenfalls aner­kannte, zeigt, dass er ein reales Potential des menschlichen Gehirns darstellt, ganz gleich, wie wir ihn erklären. Bei voller Entfaltung verändert dieser Schaltkreis die Definition des eigenen „Selbst“: Unter Verzicht auf mystische Begriffe könnte man sagen, das Neurogenetische Bewusstsein bringt einen dazu, sich selbst als genetischen Vektor in der Zeit und das aktuelle Körper-Selbst als eine einzelne lokale Manifesta­tion zu begreifen. Die Hindus nennen dies bekanntlich „Atman“, das höchste Selbst, aber Leary betrachtet diese Vorgänge lieber im Bild des nobelpreisgekrönten Genetikers Herbert Muller, der behauptet, jeder Organismus sei ein Roboter, den die DNA dazu bestimmt, mehr DNA zu produ­zieren. In Learys Version ist jeder von uns ein Roboter, den die DNA dazu bestimmt, bessere DNA herzustellen. Wir alle sind Rohentwürfe, hervorgebracht durch eine Art „Wissen“ oder Information in der DNA, von etwas Ähnlichem wie Nietz­sches Übermensch – der seinerseits einen Rohentwurf des nächsten, gelungeneren Versuchs der DNA darstellt, der wiederum ein Rohentwurf des nächsten Versuchs ist …

Konkret läuft Learys Denken darauf hinaus: Die „Gaia­ Hypothese“ des Biologen James Lovelock und das „morpho­genetische Feld“ des noch umstritteneren Biologen Rupert Sheldrake treffen den Sachverhalt im Vergleich genauer als ein mechanistischer Darwinismus. Sein Argument: Die Empfin­dung und Wahrnehmung eines Neurogenetischen Schaltkrei­ses ist zu vielen Menschen in zu vielen Kulturen begegnet, um als bloße Halluzination abgetan werden zu können. Bis zu einem gewissen Grad sind wir offenbar in der Lage, Zugang zum Wissen des im Lauf der Evolution entwickelten „Gehirns“ des gesamten Planeten zu finden. Dies setzt freilich keine „Seele“ voraus, die von Körper zu Körper springt wie in der groben Metapher vorwissenschaftlicher Zeitalter, sondern einen mikro-miniaturisierten „Code“ innerhalb der Neuro­nen, der zwischen neurologischer (persönlicher) und evolutio­närer (genetischer) Organisationsebene vermittelt.

Leary, der das Selbst auf der Stufe dieses Schaltkreises als sehr langlebiges, aber nicht unsterbliches Informationssystem ansieht, würde ein derartiges Bewusstsein nicht als „unsterbli­che Seele“ bezeichnen. Im Gegenteil. Neben seinen jüngsten Computer-Aktivitäten setzt er sich für weiterreichende Unter­suchungen im Bereich der Lebensverlängerung ein. Er glaubt, dass die Menschen erst eine wesentlich höhere Lebensspanne erreichen müssen, bevor sie die vollen Möglichkeiten ihres Gehirns ausschöpfen können. Er ist beeindruckt von den Forschungsarbeiten Dr. Paul Segalls an der University of California/Berkeley, der die Lebenserwartung von Ratten im Experiment verdoppelt hat. Mit Segall und anderen in diesem Bereich arbeitenden Forschern kommt er zu dem Schluss, dass wir kurz vor einem Durchbruch stehen, nach dem es dem Menschen möglich sein wird, mehrere hundert Jahre zu leben.

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Den achten Schaltkreis, die höchste Bewusstseinsstufe, die Leary im Augenblick für wissenschaftlich beschreibbar hält, nennt er den NICHT-LOKALEN Schaltkreis. Dieser stellt seiner Ansicht nach das Gehirn auf das nicht-lokale „Bewusst­sein“ ein, das Quantenphysiker wie David Bohm, Edwin Harris Walker, Nick Herbert, Fritjof Capra und andere postulieren. Leary betont, dass dieser Schaltkreis zur (Quan­ten-)Physik und nicht zur Meta-Physik gehört. In Anlehnung an das Bild Bohms glaubt er, die offen entfaltete Ordnung des Universums in der Raum-Zeit drücke eine verdeckte Ordnung in jedem seiner Teile aus – eine Theorie, die Bohm das „Hologramm-Modell“ nennt. Das von Mystikern und LSD­ Konsumenten berichtete Erlebnis des „Einsseins“ sei bloß eine Berührung mit dieser verdeckten Ordnung. Diese Vorstellung, die sich höchst phantastisch anhörte, als Leary sie 1960 zum ersten Mal äußerte, klingt heute unter Physikern nicht mehr ungewöhnlich, da in vielen neuen Experimenten eine nicht lokale Verbindung zwischen allen Teilen des Universums aufgezeigt worden ist.

Zur Zeit gibt es kein besseres Modell zur Beschreibung dieses Sachverhalts als Bohms Hologramm-Hypothese. Danach ist die dem Kosmos zugrunde liegende Information wie in einem Hologramm gleichermaßen in jedem Teil vorhan­den. Die Existenz eines Nicht-Lokalen Schaltkreises erklärt nach Learys Ansicht nicht nur die mystische „Vereinigung mit dem All“, sondern auch so verwirrende unheimliche, aber ständig berichtete Wunderlichkeiten wie ESP, Erlebnisse „außerhalb des Körpers“ und die Jungsche Synchronizität.

Ein weiteres Bild zur Beschreibung des achten Schaltkreises stammt von dem amerikanischen Physiker Jack Sarfatti, der das Universum als eine Reihe von Computern in Computern in Computern beschreibt, ähnlich den alten chinesischen Schach­teln in der Schachtel. Das Universum als solches ist der größte „Computer“. Unsere Gehirne sind mittelgroße Computer. Die kleinsten bekannten subquantalen Energiesysteme, die Quarks, sind Mini-Mini-Computer. Nach diesem Modell ist die „Hard­ware“ jedes Computers lokal – sie existiert in einem bestimm­ten Intervall in der Raum-Zeit – während die „Software“ oder Information nicht-lokal oder überall vorhanden ist. Diese Software ist das, was Leary unter dem Nicht-Lokalen Schalt­kreis versteht.

Wie wir gezeigt haben, erhalten die ersten vier Schaltkreise (die mit Ausnahme von Wolfskindern bei allen normalen Sterblichen vorhanden sind) den kreisförmigen Aspekt des menschlichen Lebens aufrecht: Geburt, Prägung des oralen Schaltkreises, Kindergarten mit Prägung/Konditionierung ter­ritorialer Spiele, Schule und Prägung/Konditionierung eines semantischen Realitätstunnels, Pubertät, Paarung und Prä­gung eines Sozio-Sexuellen Schaltkreises beziehungsweise der Erwachsenenrolle, Vermehrung und die Aufzucht von Kin­dern innerhalb des Stammessystems, um wieder annähernd die gleichen Prägungen, Konditionierungen und roboterhaften Realitätstunnel herzustellen. Die in der Geschichte sporadisch auftretende Aktivierung der vier höheren oder neueren Schalt­kreise bildet die Grundlage der Kreativität und der nichtzykli­schen oder „progressiven“ Aspekte des menschlichen Lebens. Leary weist darauf hin, dass alle acht Schaltkreise zusammenge­nommen einen Aufriss der Evolution darstellen.

So gesehen ist jeder von uns ein wandelndes Museum der Psycho-Archäologie, da wir in den ersten vier Schaltkreisen die Überreste vergangener Evolutionsstufen mit uns herumtragen. Und je nachdem, wie weit wir einen der höheren Schaltkreise aktiviert oder erfahren haben, sind wir zugleich Vorboten evolutionärer Umwandlungen, die sich auf der allgemeinen Ebene erst noch durchsetzen müssen.

Die 8 Stufen des Bewusstseins
Die 8 Stufen des Bewusstseins

Leary ist der Meinung, dass alle Psychologen und behaviori­stischen Wissenschaftler, die die neueren Schaltkreise des Gehirns erforscht haben, und alle diejenigen in den übrigen Natur- und Humanwissenschaften, die diese Arbeit verfolgen, bereits eine neue Evolutionsstufe eingeleitet haben. Er nennt sie Intelligenz-Verstärkung und kürzt das mit I² ab. Wir wissen heute, so Leary, dass das Bewusstsein kein statischer „Gegen­stand“ ist, sondern ein Prozess, der sich entwickeln und verändern kann. Wir kennen einen Großteil der Techniken, mit denen Bewusstseinsveränderungen beschleunigt werden können, und bewegen uns unerbittlich auf eine Informations­explosion in unseren Bio-Computern (Gehirnen) zu, die der Informationsflut in den festen Computern entspricht. Kurz­ – er ist davon überzeugt, dass die Behavioristen recht hatten und haben, die Menschen als mechanisch handelnde Wesen oder Roboter anzusehen. Zugleich glaubt er, dass der Behaviorismus sehr rasch überholt sein wird, wenn wir lernen, Selbst- oder Metaprogrammierer zu werden. Leary ist davon überzeugt, dass sich das Wissen von diesen Prozessen (die „Neurologische Revolution“) zunehmend und mit wachsender Geschwindig­keit auf unsere Kultur auswirken und dadurch unser Selbst und unser Denken und Fühlen genauso radikal umgestalten wird, wie die Naturwissenschaften unsere Umwelt verändert haben.


Timothy Learys 8 Stufen des Bewusstseins
von Robert Anton Wilson ist in Psychologie Heute, Ausgabe Nr. 1, 13. Jahrgang im Jänner 1986 erschienen.

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