Die Wissenschaft des Unmöglichen

Es gibt eine Erklärung für Löffelbiegen, Levi­tation, Geistheilen, Out-of-body-Erfahrungen, hellseherische Phänomene und sogar für die Augen der Laura Mars. Sorry, dass wir Euch den Spaß verderben.

Eines Tages im Jahre 1909 unterhielten sich Sigmund Freud und C.G. Jung über außersinnliche Wahrneh­mungen. Freud – ich stelle ihn mir mit der unver­meidlichen Zigarre zwischen die Zähne geklemmt vor – behauptete, dass das Ganze Unsinn sei. Jung trat dafür ein, dass es damit eine wahre Bewandtnis habe, obwohl er nicht wisse, in welcher Form. Als die Diskussion immer hitziger wurde und die Atmosphäre mit emotionaler Energie zum Bersten geladen war, ertönte in Freuds Bücherschaft plötzlich ein explosiver Knall.

„Da“, sagte Jung, „das ist ein Beispiel des sogenann­ten Beschleunigungs-Phänomens.“ „Ach, was denn!“ rief Freud ärgerlich aus, „das ist doch alles Unsinn!“ „Keineswegs“, antwortete Jung standhaft, wobei er sich von einer intuitiven Überzeugungskraft besessen fühlte, die er nicht begreifen konnte. „Sie irren, Herr Professor, und um Ihnen meinen Standpunkt zu er­härten, sage ich voraus, dass im nächsten Moment ein weiterer Knall erfolgen wird!“

Kaum hatte Jung dies gesagt, als sich im Bücher­schrank dasselbe explosionsartige Geräusch wiederholte. Freud war offensichtlich so entsetzt, dass Jung, der sich dabei selbst nicht so recht wohl fühlte, das Thema sofort fallen ließ. In seiner Autobiographie berichtet Jung, dass er mit Freud nie mehr über diesen Vorfall diskutiert hatte.

Was fangen wir mit einer solchen Geschichte an? Der Skeptiker wird den Vorfall als bloße oder – noch stärker – als pure Übereinstimmung taxieren und das Ganze vergessen. Das aber befriedigt niemand außer den Skeptiker selbst. Parapsychologen werden zwei alternative Pseudoer­klärungen anbieten. Einige von ihnen werden behaupten, dass die knallenden Geräusche möglicherweise von etwas so Banalem wie seismographischen Erschütterungen im Erdinnern oder durch den Straßenverkehr hervorgerufen worden seien; der paranormale Aspekt des Vorfalls liegt darin, dass Jung plötzlich eine seherische Begabung – die Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen – gezeigt habe. Andere Parapsychologen werden dagegen vorschlagen, dass jener Vorfall mit Psychokinese zu erklären sei. Letz­teres bezeichnet der Laie mit Der Geist steht über der Materie. Nach dieser Theorie wäre es Jungs Unterbe­wusstsein gewesen, das die zweite Explosion hervorgerufen hatte. Diejenigen, welche an diese Erklärung glauben, sagen, dass sie auch in Bezug auf Poltergeister zutreffe, die angeblich gewisse Häuser während Monaten heimsuchen und sogar Möbelstücke herumfliegen lassen. Der lärmende Geist ist ihrer Meinung nach emotionell­-psychische Energie, die unbeabsichtigt von einem im Hause lebenden Menschen abgegeben wird.

Das Lästige an dieser Erklärung ist die Tatsache, dass sie – wie Übereinstimmung – bloß Worte sind. Die Umschreibung seherische Begabung verschweigt uns, was jeder Wissenschafter wissen möchte; die Art und Weise, wie Jung in die Zukunft sehen konnte. Und das Wort Psychokinese sagt uns nicht, wie Jungs Geist den Knall hervorgerufen hat. Aber es gibt eine Erklärung dafür und ebenso für all die anderen paranormalen Er­eignisse, über die man gelesen hat: Löffelbiegen, das Austreten aus dem Astralleib, die Gesundbeterei und sogar für die Augen der Laura Mars, und diese Erklä­rung findet sich in der Physik.

„Ich neige dazu, an Telepathie zu glauben“, sagte einst Einstein, „aber ich vermute, dass dieses Phänomen mehr mit der Physik als mit Psychologie zu tun hat.“ Als Ein­stein vor mehr als zwanzig Jahren diese Erklärung abgab, begriffen weder die Physiker noch die Psychologen, was er damit sagen wollte. Heute weisen neue Durchbrüche auf dem Gebiet der Quantentheorie darauf hin, dass Ein­stein – wie immer – seiner Zeit um fünfzig Jahre voraus gewesen war.

Diese neuen Entdeckungen scheinen eine einzigartige wissenschaftliche Erklärung für all jene unheimlichen Er­eignisse zu bieten, die von den Parapsychologen unter so widersprüchlichen Bezeichnungen wie Außersinnliche Wahrnehmung (ASW), dieses Erfassen durch die Hirn­zellen, Hellseherei, Sehen auf Distanz, Psychokinese, Entmaterialisierung und kosmisches Bewusstsein (Er­leuchtung) klassifiziert worden sind.

Einige Physiker schlagen uns vor, dass all diese ge­heimnisvollen Gehirnfunktionen Aspekte eines einzigen Phänomens darstellen: Ein subatomares, aber universel­les Intelligenzsystem, das Informationen auf einer Ebene empfängt, integriert und übermittelt, welches sehr viel tiefer liegt als jene Sinneseindrücke, die wir als Raum, Zeit und Isoliertheit bezeichnen. Und dieses Intelligenz­system – obwohl außerhalb des uns geläufigen Raum/Zeit-Zustandes – manifestiert sich innerhalb von Raum und Zeit als Elektronen, Atome, Moleküle, Zellen, kom­plizierte Wesen wie du und ich, Planeten, Sterne und die gesamte Galaxis.

Was bedeutet somit die Quantenmechanik? Ein Quant ist eine Handlungseinheit, so wie ein Dezimeter eine Längeneinheit und ein Gramm eine Gewichtseinheit dar­stellt.

Die Theorie der Quantenphysik tauchte erstmals in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts auf, als Philipp Lenard beobachtete, dass sich das Licht in deut­lich synchronisierten, winzigen Einzelteilen – vergleichbar etwa dem beim Schlagen einer Trommel entstehenden Rhythmus – fortbewegt. Diese Teilchen werden gesamt­haft als Quanten bezeichnet, das einzelne als Quant. Die Quantentheorie ist der gesamte auf diskontinuierlichen Vorgängen dieser Art aufgebaute Komplex von Ver­suchen und Berechnungen. Zudem weiß man heute, dass sich sämtliche subatomaren Ereignisse in diesen Quan­ten abspielen; eine Art psychedelische Light-Show en miniature.

Wenn die mit unseren Sinnen wahrgenommene Welt der großen Dinge wie eine gerade Linie dargestellt wird (─), so lässt sich die Quantenwelt durch eine gepunktete Linie versinnbildlichen (……). Um drei Vergleiche aus der Welt der Kunst zu gebrauchen: ein Maler würde die Quantenwelt als Collage, nicht als Porträt bezeichnen, ein Musiker würde sie als Staccato – nicht als Legato ­charakterisieren, und ein Filmemacher sähe darin eine Montage und kein linear erzählendes Werk.

Bis anhin ist kein Ursache-und-Wirkung-Zusammen­hang zwischen einer Quanten-Wirkung und der nächst­folgenden Stufe festgestellt worden. Die meisten Physi­ker sind überzeugt, dass es diesbezüglich gar keine Ur­sache und Wirkung gibt. Es ist, als ob Gesetz und Ord­nung nur oberhalb der Atomstufe funktionieren: im Inneren des Atoms haben die Surrealisten, Spielerna­turen und Anarchisten die Sache in der Hand.

Dem Normalbürger erscheint die gesamte moderne Physik so sonderbar wie ein dreibeiniges Huhn, und dieser Mangel an Kausalität im Quantenwunderland ist keineswegs seltsamer als alles andere, was uns die Phy­siker erzählen. Was die Physiker anbelangt, so hat in ihren Augen die Quantenmechanik für die traditionelle Wissenschaft dieselbe Bedeutung wie Sitting Bull für George Armstrong Custer. Einige der grössten Quanten­physiker, der Nobelpreisträger Erwin Schrödinger, war über seine eigenen Gleichungen derart verzweifelt, dass er die verdammte Quantenspringerei in einem Brief an Einstein anklagte. Man sieht, dass von der Wissenschaft erwartet wird, dass sie genaue Voraussagen liefert, die auf dem ehernen Gesetz von Ursache und Wirkung beruhen. Der Zusammenbruch jeglicher Kausalität im Innern des Atoms erweckt den Eindruck, als ob die Wissenschaft selbst ein willkürlicher Versuch des Men­schen sei, dem ungeordneten oder chaotischen Univer­sum Ordnung aufzudrängen.

Aus diesem Scheitern der Kausalität sind drei Überle­gungen erwachsen, die einen Sinn in diese scheinbar sinn­losen Daten zu bringen versuchen. Diese Überlegungen sind unter den Bezeichnungen Kopenhagener Interpre­tation, Modell eines vielfältigen Universums und Theorie der verborgenen Variablen bekannt.

Die Kopenhagener Interpretation ist in den zwanziger Jahren von dem Nobelpreisträger Niels Bohr entwickelt worden. Er benannte sie nach seinem Wohnort, wo er in­mitten des Geländes der Brauerei Carlsberg in einem Haus lebte, das ihm die königliche Familie geschenkt hatte. (Ja, die Werbesendungen haben recht: Carlsberg ist tatsächlich der Hof-Bierbrauer des Königs von Däne­mark.)

Der Zusammenbruch der Kausalität in der Quanten­mechanik wird mathematisch durch den Zusammen­bruch des Zustandsvektors zum Ausdruck gebracht. Was dies technisch zu bedeuten hat, brauchen wir nicht zu wissen. Ein Vektor ist – vereinfacht gesagt – eine ma­thematische Formel, welche sowohl die Richtung als auch die Größe einer Kraft in sich schließt. Es genügt zu wissen, dass der Vektor innerhalb einer gewöhnlichen im großem Maßstab vorhandenen – Mechanik anzeigt, was als nächstes passieren wird; in der Quantenmechanik weist der Zustands-Vektor darauf hin, was als nächstes passieren könnte. So besteht zwischen dem, was die Wissenschaft voraussagen sollte, und dem, was die Quantentheorie diesbezüglich zulässt, ein gähnendes Loch, welches groß genug ist, dass man mit einer 747 hindurchfliegen kann.

Bohr füllte dieses Loch, indem er behauptete, dass der Zusammenbruch des Zustands-Vektors nur in unseren Gedanken existiere. Nein, das ist kein Druckfehler, und ich vereinfache die Angelegenheit nicht über Gebühr. Ein anderer Physiker, Bryce de Witt, sagt uns völlig unge­rührt: „Die Kopenhagener Ansicht fördert den Eindruck, dass der gesamte Zusammenbruch des Zustands-Vektors ebenso wie der Zustandsvektor selbst nur in Gedanken vorhanden sind.“ Für den Durchschnittsmenschen, der den Zustandsvektor von Trollkönigs Flossenfüssen nicht kennt, mag dies – im Gegensatz zum traditionellen Phy­siker – nicht allzu alarmierend tönen. Bohr erscheint den Letzteren wie ein Mann, der behauptet, dass die Mauer, an der man seinen Kopf angeschlagen habe, nur in Ge­danken vorhanden gewesen sei.

Bohr war kein Solipsist: er erhob nicht den Anspruch, dass der Zustandsvektor lediglich in seinen Überlegungen vorhanden sei. Aber diese Theorie scheint – zumindest für deren Kritiker – eine Art Gruppen-Solipsismus zu im­plizieren; ein Gedanke, dass das der Wissenschaft bekannte Universum gar kein Modell des wahren Uni­versums darstelle, sondern ein einst daraus entnommenes Etwas sei, eine Erwägung, wie der menschliche Geist Modelle des wahren Universums errichtet. So stellte Sir Arthur Eddington, ein von der Arbeit Bohrs sehr stark beeinflusster Astronom, diesbezüglich fest: „Wir haben an den Ufern des Unbekannten eine seltsame Spur ge­funden. Wir errichten eine tiefschürfende und weit­läufige Theorie nach der anderen, um deren Herkunft zu bestimmen. Zuletzt gelang es uns, jene Kreatur zu rekonstruieren, welche die Fußstapfen hinterlassen hatte – und siehe: wir selbst waren es!“

Das Modell eines vielfältigen Universums hat seine Wurzeln in der Science-Fiction, und einige Physiker sind der Ansicht, dass man es dort hätte belassen sollen. Den­noch ist es eine logische und zusammenhängende Alter­nativ-Erklärung dessen, was zum Teufel auch immer jenen unberechenbaren Zustandsvektor zum Zusammen­brechen veranlasst. Kurz gesagt: Was sich auch immer er­eignen kann, geschieht mit seiner Hilfe.

Dieses Modell ist auch als Everett-Wheeler-Graham ­Modell bekannt, das von drei Physikern der Princeton­ Universität aufgearbeitet worden ist: Hugh Everett, John Archibald Wheeler und Neil Graham. Ich weiß nicht, welches Gras sie damals geraucht haben; die Quintessenz ihrer Ansicht besagt ungefähr, dass eine aufgeworfene Münze gleichzeitig sowohl auf der Kopf – als auch auf der Zahlseite lande – in zwei verschiedenen Universen. Der Zustandsvektor führt auf jeder beliebigen Weise zum Zu­sammenbruch, wie es die gegenwärtige Quantenglei­chung impliziert. Wir sehen nur ein Resultat, weil wir uns in nur einem Universum befinden; im nächstgelegenen Universum sehen ein anderes Du und ein anderes Ich ein unterschiedliches Ergebnis. Dabei gibt es eine unglaub­lich große Anzahl solcher möglicher – und bei dieser fundamentalen Auffassung der Quantenmathematik auch realer – Alternativ-Universen.

Wie Bryce De Witt in Physics Today geschrieben hatte: „lch erinnere mich immer noch lebhaft an den Schock, den ich erlebte, als ich zum ersten Mal auf dieses Multi­welt-Konzept stieß. Der Gedanke, dass sich 100¹⁰⁰+ beinahe perfekte Kopien unser selbst ununterbrochen in weitere Kopien teilen … dies mit Vernunft zu erfassen, ist nicht leicht.“ Das ist es gewiss nicht, aber De Witt und andere haben darin den am wenigsten absurden Weg ge­sehen, um aus der Ungewissheit des Quant-Problems hin­auszukommen.

Falls Sie mit dem Gedanken, dass Hitler im nächstgelegenen Universum ein volkstümlicher, von Politik unberührter Künstler ist, etwas anzufangen wissen; falls Sie glauben können, dass sich im übernäch­sten Universum John F. Kennedy entschlossen hat, am 22. November 1963 nicht nach Dallas zu gehen – und somit ein hohes Alter erreicht – oder dass Sie in einem weiteren Universum überhaupt nicht existieren, weil sich Ihre Eltern nie getroffen haben; wenn dies der Fall ist, können sie auf dem Multiwelt-Pfad der Quanten-Anar­chie entkommen. Ansonsten sind wir wieder in Kopen­hagen, wo das Universum, wie wir es kennen, lediglich in unseren Köpfen vorhanden ist, oder schon bei der Theorie der verborgenen Variablen angelangt, wonach Raum und Zeit in Wirklichkeit gar nicht existieren.

Die Theorie verborgener Varibalen begann mit Albert Einstein. Obwohl er selbst niemals ausdrücklich von einer verborgenen Variablen gesprochen hat. Dennoch war Einstein stets über die diesbezüglich herrschende Un­sicherheit beunruhigt, und er griff die Quanten­mechanik auf alle nur möglichen Arten an. Er fasste seine Ansicht in dem berühmt gewordenen Diktum zusammen: Gott würfelt nicht mit dem Universum! Im Jahre 1952 legte Dr. David Bohm dar, der damals als einer der glän­zendsten Schüler von J. Robert Oppenheimer galt, dass Einsteins Kritik der Quantentheorie Gültigkeit hätte, falls es eine Subquanten-Ebene gäbe – eine Welt unter der der Quanten-Welt. Bohm zeigte auch, dass diese Sub­quanten-Welt jene verborgene Variable sein könnte, welche den ansonsten anarchistischen Zustandsvektor zum Zusammenbruch bringt. Letzteres gälte allerdings nur, falls die angenommene veränderliche Größe nicht lokal funktioniert. Und dies bedeutet, nur falls Raum und Zeit nicht in dieser Form vorhanden sind, wie wir dies bisher angenommen haben.

Das Mühsame an der Kopenhagener Lösung ist die Tatsache, dass sie zur Schlussfolgerung führt, wonach alles, was wir zu wissen glauben, bloß eine Konstruktion unseres Gehirns darstelle; mögen Niels Bohr und seine Verteidiger dies noch so sehr bestreiten. Die Physik wird somit zu einem Teilgebiet der Psychologie; sie sagt uns nicht, was im Universum vorgeht, sondern was unsere Gehirne tun, indem sie die jeweiligen Eindrücke zu Ge­danken verarbeiten. Das Ärgerliche am Multi-Univer­sum-Modell ist der Umstand, dass die meisten von uns einfach nicht an Skillionen und aber Skillionen von Uni­versen glauben können – jedes in Zeit und Raum so groß wie dasjenige, in dem wir uns zu befinden glauben – wo alles, was passieren kann, passiert.

Und das Unangenehme an der Theorie der verbor­genen Variablen ist stets die Sachlage, dass bisher nie­mand zu behaupten gewagt hat, außerhalb von Zeit und Raum eine Subquantenwelt gefunden zu haben, in wel­cher die verborgenen Variablen funktionieren könnten.

Ihre Theorie ist verrückt, aber nicht verrückt genug, um wahr zu sein.
–Niels Bohr zu einem jungen Physiker


Kosmische Zusammenhänge

Einige kurzgefasste Erklärungen zu Robert Anton Wilsons Theorien

Die klassische Quantentheorie
Die klassische Quantentheorie. Ein Quant ist eine Energiemenge. Wie aber können wir die Richtung voraussagen, in der ein Element seine Quantensprünge vollziehen wird? Diese Theorie behauptet, dass dies nicht möglich sei. A wird zu B springen usw.; die einzige Gewissheit ist die Ungewissheit.

Die Kopenhagener Interpretation
Die Kopenhagener Interpretation erklärt, dass dieses ganze Quanten Business bloß Erfindung von Wissenschaftern sei, die damit ihre fetten Gehälter zu rechtfertigen suchten. Diese Quanten Ungewissheit ist ein Maß unserer eigenen Unfähigkeit in Bezug auf die Voraussage von Bewegungen.

Das Modell eines vielfältigen Universums
Das Modell eines vielfältigen Universums hilft auch nicht viel weiter. Es zeigt uns, dass alles was bei der Bewegung des A zu B geschehen kann, tatsächlich passiert. In jedem einzelnen Augenblick spaltet sich das Universum in eine Unzahl unterschiedlicher Universen.

Die Theorie der verborgenen Variablen
Die Theorie der verborgenen Variablen ist ermutigender. Die gesamte Ungewissheit in Bezug auf Quantenbewegungen existiert eigentlich nur in unseren Köpfen. Außerhalb davon herrscht strenge Kausalität alter Sorte. In welcher Form? Sie ist verborgen.

Die gewöhnliche Theorie des Kausalzusammenhanges
Die gewöhnliche Theorie des Kausalzusammenhanges will einem glauben machen, dass A Ursache von B sei, dieses wiederum von C usw. Eine nette und saubere Angelegenheit. Das Problem besteht darin, diese Behauptung mit dem was wir über die Quantenbewegungen wissen in Einklang zu bringen. Wenn eine Kausalität vorhanden ist – warum herrscht dann diese Zufälligkeit?

Kosmische Zusammenhänge
Dr. Herberts Interpretation von den kosmischen Zusammenhängen versucht eine Erklärung zu erbringen. Die Theorie erklärt, dass jeder Moment im Universum von etwas bestimmt wird, das wiederum einer anderen Ursache unterliegt usw. – alles zu derselben Zeit. Der Unterricht ist beendet.


Dr. John S. Bell veröffentlichte 1964 eine wissen­schaftliche Arbeit, die von den Physikern immer noch er­wähnt wird. Bell schien zu beweisen, dass Quanten­-Effekte tatsächlich im Sinne Bohms global sind: sie be­finden sich nicht einfach hier oder dort, sondern an beiden Orten zugleich. Das bedeutet offensichtlich, dass Zeit und Raum nur für unsere Säugetier-Sinnesorgane vorhanden sind; sie entsprechen nicht der realen Wirk­lichkeit.

Das war der erste Schritt zur Lösung des Geheimnisses um Freuds explodierenden Bücherschrank sowie anderer parapsychologischer Rätsel, aber niemand hatte dies so­fort realisiert. Der nächste Anstoß kam – wie dies in der Wissenschaft oft geschieht – gleichzeitig aus drei verschie­denen Quellen.

In der ersten Hälfte der sechziger Jahre gaben mehrere Leute der Hypothese Ausdruck, wonach das Bewusstsein nicht nur im Gehirn lokalisiert sei; dazu gehörten Charles Muses, ein an Parapsychologie interessierter Mathema­tiker, Dr. Timothy Leary, der LSD-Forscher, sowie Cleve Backster, ein Vervielfältigungs-Spezialist, der ASW-Untersuchungen an Pflanzen durchgeführt hat. Sie alle schlagen vielmehr vor, dass das Bewusstsein bis auf die Ebene der Zellen hinuntergeht, zu den Molekülen, Atomen und vielleicht noch weiter.

Der erste, der auf dieser Basis eine vollständige Quan­tentheorie aufbaute, war Dr. Evan Harris Walker, ein für die U.S.-Armee auf dem Gebiet der Waffen-For­schung tätiger Physiker. Dr. Walker erklärt die Theorie in einer zusammen mit Dr. Nick Herbert verfassten Arbeit: 1) Die Theorie der verborgenen Variablen des Bewusstseins bringt Folgendes zur Geltung: Unterhalb der zu beobachtenden, theore­tischen Struktur der gewöhnlichen Quantenmechanik be­findet sich eine Subquanten-Stufe. 2) Ereignisse, die sich auf dieser Subquanten-Stufe abspielen, sind auf Ele­mente empfindungsfähiger Wesen zurückzuführen. Wenn dies der Fall ist, so heißt das, dass unser Bewusst­sein die physikalischen Geschehnisse durch die Gesetze der Quantenmechanik unter Kontrolle hält.

Dies könnte vielleicht nicht das bedeuten, was es zu sagen scheint, oder? Doch, bei allen dickbäuchigen Göttern Burmas, es bedeutet genau das, was es sagt: Unser Bewusstsein hält die physikalischen Ereignisse mittels der Gesetze der Quantenmechanik unter Kontrolle. Wir sind die Teile der verborgenen Variablen davon.

Seit den Worten Jesu: „Ich habe gesagt: Ihr seid Göt­ter“ (Johannes 10:34) hat es keinen radikaleren Lehrsatz mehr gegeben.

Walker und Herbert haben diese Theorie insbesondere auf dem Gebiet der Psychokinese angewandt – und hier kommen wir der Erklärung von Freuds explodierendem Bücherschrank schon näher. Indem sie eine von Walker erstellte Gleichung anwandten – mit deren Hilfe die Menge des vom menschlichen Geist produzierbaren Quanten-Gebildes bestimmt werden kann – haben sie die vorausgesagten Resultate mit jenen verglichen, die in Bezug auf die angeblichen psychokinetischen Funktionen ermittelt worden sind. Letztere stammen aus einer klas­sischen Langzeitstudie. Die Experimente sind unter der Leitung von Haakon Forwald, einem in den Ruhestand getretenen Elektroingenieur, durchgeführt worden und haben mehr als zwanzig Jahre gebraucht. Begonnen wurde damit im Jahre 1949. Die von Forwald ermittelten Resultate entsprachen genau den Voraussagen von Wal­kers Gleichung. Leute, die im Blindverfahren fallende Würfel zu kontrollieren versuchten, erbrachten in Bezug auf den Zufall dieselben Resultate, wie sie laut Walkers Mathematik hätten erbringen sollen.

Dr. Herbert hat diesen Gedankengang um einen Schritt erweitert. Als Direktor des C-Life-Instituts, ist Herbert ein sanft sprechender Bursche, der sich wie Ein­stein – oder ein Hippie der sechziger Jahre – kleidet. Er hat Bells Lehrsatz zur Idee der kosmischen Zusammen­hänge ausgebaut, wonach alles die Ursache von allem darstellt.

Hier werden die Wasser unergründlich tief, aber glück­licherweise kann der kosmische Zusammenhang mit Hilfe einer alten Sufi-Anekdote amüsant und treffsicher illustriert werden. Nasredin will gerade vom Pferd stei­gen, als er eine Gruppe von Reitern erblickt. Im Glauben, dass es sich um eine Räuberbande handle, galoppiert Nasredin hastig davon. Die anderen Männer jedoch, die in Wirklichkeit Freunde von ihm sind, sagen: „Ich möchte wissen, wozu Nasredin es so eilig hat.“ Sie reiten ihm nach, um der Sache auf die Spur zu kommen. Nasredin, der sich verfolgt glaubt, rast auf einen Friedhof zu, springt über die Umzäumung und versteckt sich hinter einem Grabstein. Seine Freunde erreichen eben­falls den Friedhof und fragen – immer noch auf ihren Pferden sitzend – „Warum versteckst du dich hinter diesem Grabstein, Nasredin?“ „Es ist komplizierter, als ihr euch vergegenwärtigen könnt“, antwortete Nasredin. „Ich bin um euretwillen hier, ihr aber wegen mir!“

In Herberts Theorie der kosmischen Zusammenhänge ist jedes Quanten-Ereignis auf Grund eines anderen Quanten-Ereignisses vorhanden, das wiederum auf ein erstes Quanten-Ereignis zurückzuführen ist. Auf dieser Stufe ist der Begriff der Kausalität ohne Bedeutung, und Herbert spricht somit lieber vom Einfluss, der in jeglicher Weise seine Wirkung ausübt. Wir alle – gestern, heute und morgen – sind auf Grund des kosmischen Zu­sammenhanges global miteinander verbunden.

Dr. Herbert behauptet, dass dies die einzige Quanten­-Kausalitäts-Theorie sei, die sich mit Bells Demonstration bezüglich der Globalität von Ursache und Wirkung sowie mit der Einstein-Bohm-Ansicht vereinbaren lasse; letz­tere vertritt die Idee, dass nichts innerhalb des Uni­versums auf reinem Zufall beruhe. Falls die Bedeutung der kosmischen Zusammenhänge noch nicht vollum­fänglich Eindruck gemacht haben sollte, so erklärt uns Herbert recht unverblümt: „Das global im Raum und in der Zeit vorhandene Bewusstsein ist die verborgene Variabel.“

An diesem Punkt angelangt, fragt man: Warum be­merken wir es nicht, falls dies zutrifft? Nun – fühlen wir im allgemeinen, dass unser Bewusstsein an einem be­stimmten Ort lokalisiert ist, einen Zentimeter hinter unserer Stirne? Die Physiker haben sich auf dieses Problem bis anhin noch nicht eingelassen, aber in der An­thropologie und der Psychologie können diesbezügliche Antworten gefunden werden. Zuerst sei erwähnt, dass nicht alle Menschen ihr Bewusstsein unbedingt im Gehirn lokalisieren. Die Chinesen glaubten es schon immer im Zentrum der Körperschwerkraft, und ihr Begriffszeichen für Geist zeigt deutlich ein Herz und die Leber, kein Gehirn. Hindus und Sufis unterziehen sich täglichen Übungen, um das Bewusstsein über den gesamten Körper zu verteilen; von den Zehenspitzen und den Beinen über den Rumpf zur Schädeldecke und wieder zurück. Zwei­tens sei hier angeführt, dass die moderne Psychologie ge­zeigt hat, dass das Wo und Wie unseres Selbstge­fühls durch Erfahrungen in der Kindheit bedingt werden und nicht auf einem angeborenen physiologischen Stand­ort des Bewusstseins beruhen. Und schließlich berichten die Parapsychologie sowie Studien anderer Gesellschaf­ten von zahlreichen Fällen, in denen Leute ihr Bewusst­sein weit, sehr weit von ihrem eigenen Gehirn entfernt erfahren hatten.

Zwischen kompetenten Leuten besteht eine große Übereinigkeit in Bezug auf die Frage, was bewiesen werden kann und was nicht; ebenso zeigt sich eine un­versöhnliche Divergenz in der Ansicht darüber, was sinnvoll und was unsinnig sei.
— Eric Temple Bell, Mathematiker

Laut der Theorie des kosmischen Zusammenhanges ist das Bewusstsein allüberall vorhanden: Wir erleben es nur hier und heute, weil wir darauf trainiert sind, oder weil man eine entsprechende Gehirnwäsche mit uns vorge­nommen hat.

Lasst uns, wie die Chinesen sagen, unsere Stühle näher ans Feuer rücken und unsere Gedanken ordnen. Bis hierher haben wir festgestellt, dass die Parapsycho­logen eine große Zahl seltsamer Fakten in Bezug auf ver­rückte und bizarre Verhaltensweisen des menschlichen Bewusstseins zusammengetragen haben. Obwohl sie diese merkwürdigen Erfahrungen mit zahlreichen Namen bedachten, so scheinen sich die Daten auf jenes Phäno­men zu reduzieren, laut dem das Bewusstsein nicht im Gehirn zu sitzen scheint – so als ob es sich bei Gelegenheit an einen anderen Ort begeben könnte (Technik der Aussendung des Astralleibes) oder wie wenn außersen­sorische Öffnungen vorhanden wären, durch die Infor­mationen von woanders her durchsickern.

Die Quantenphysiker sind indessen auf eine subato­mare Sprunghaftigkeit oder Zufälligkeit gestoßen, die sich mit vernünftigen Ideen bezüglich Ursache und Wirkung nicht vereinbaren lässt. Abgesehen von der Aussage, dass das ganze Problem im Innern unserer Köpfe lokalisiert sei (Die Kopenhagen-Interpretation) oder dass alles was passieren kann passiere (Modell des mehrfachen Universums), ist die plausibelste Theorie jene der verborgenen Variablen, die zusammen mit dem Lehrsatz von Bell den Vorschlag aufbringt, dass das Be­wusstsein global in Raum und Zeit vorhanden (also nicht im Gehirn eingeschlossen) sei.

Die Theorie der Verborgenen Variablen gewinnt an Boden, weil die ihr zugrunde liegende Annahme der Globalität (Bells Lehrsatz) seit 1974 fünfmal experimen­tell als richtig erwiesen worden ist. Jene Versuche zeig­ten, dass zwei Photonen (Lichtquanten), die einmal in Kontakt waren, weiterhin so reagieren, als ob dies immer noch der Fall wäre – ungeachtet dessen, wie weit entfernt voneinander sie auch sein mögen. Dies entspricht genau der Voraussage von Bell – und genau der Wahrheit, falls Walker und Herbert in ihrer Behauptung richtig gehen, dass die Quanten-Ereignisse von einem Bewusstsein ge­steuert werden, das Raum und Zeit transzendiert.

In San Francisco ging Dr. Jack Sarfatti, Präsident der Physics/Consciousness Research Group noch einen Schritt weiter als Walker und Herbert: „Hinter dem Weltraumzeitalter des Universums, wie wir es wahr­nehmen, befindet sich die subquantale Welt der Minimal­-Intelligenzen. Man stelle sich dieselben als Mikro-Mikro­-Mikro-Computer vor. Sie statten das Universum mit der Hardware aus und befinden sich in Raum und Zeit.“ (Jeder ist entweder hier oder dort, nicht an beiden Or­ten.) „Aber“, meint Sarfatti weiter, „die Programmaus­rüstung ist global im Sinne von Bell.“ (Der kosmische Vorentwurf ist hier, dort und überall; heute, damals und immerdar). Sarfatti folgert mit einem gütigen Lächeln über seinem schwarzen Mephistobart: „Die Verborgene Variable ist nicht so sehr Bewusstsein, wie Herbert und Walker annehmen, als vielmehr Information.“

Information hat in der modernen Wissenschaft eine äußerst spezielle, sozusagen mathematische Bedeutung, spezifischer als in der gewöhnlichen Sprache. Ohne näher in die Materie einzudringen: Information ist zusammen­hängende Ordnung die sich vom Lärm – einem unverständlichen Chaos – unterscheidet. Die biologische Evolu­tion ist das stufenweise Auftauchen der Information aus dem Chaos. Für den Biologen ist dies beispielsweise Information im genetischen Code des Kirschkerns, die ihm sagt, dass dieser sich zu einem Kirschbaum und nicht zu einem Teakgewächs entwickeln wird. Dem modernen Soziologen bedeutet Information die Wege, Sitten und Traditionen, die aus zufällig zusammengekommenen Individuen eine Gesellschaft formen. Falls Sarfatti recht hat, ist auch in der Quanten-Wirrnis ein Informations­-Code vorhanden, der diese dazu bringt, sich in jenem Universum von Raum und Zeit zu entwickeln, das uns bekannt ist.


Glaubst Du, dass Löffelbiegen eine schwierige Sache sei? Oder Gesundbeten? Hellseherei? Nichts von alldem – es handelt sich dabei lediglich um die praktische Anwendung der Quanten­mechanik.

Synchronizität, wie sie von Jung und Pauli definiert wird, um­fasst eine schockierende Übereinstimmung, die für einen der Beteiligten von tiefer emotioneller Bedeutung ist. Eine nicht-mathematische Formulierung des Bellschen Lehrsatzes von Puthoff und Torg erklärt, dass Offensichtlich voneinander getrennte Teile des Universums dennoch als Teil eines großen Ganzen zusammenwirken können. Die emotionelle Energie des Beteiligten, die schneller als Licht auf die subquantalen kos­mischen Zusammenhänge übertragen wird, bildet möglicher­weise das Medium unheimlicher Übereinstimmung dieser Art. Als seriell bezeichnet man eine Synchronizität, die sich zu ver­schiedenen Zeitpunkten zeigt – so wie jener Poltergeist, der 1909 Freuds Bücherschrank heimgesucht hatte. Da sich die kos­mischen Zusammenhänge außerhalb von Zeit und Raum be­finden, können subquantale Daten Explosionen dieser Art an jedem Ort innerhalb des Zeitablaufs auslösen. Ich bin wegen Dir da und Du bist wegen mir da. Lineare Zeit ist nur ein Erscheinungsbild.

Poltergeister sind angeblich Wesen, die gewisse Häuser mona­telang mit knallähnlichen Geräuschen quälen. Die Parapsychologen sind sich diesbezüglich einig, dass in mehr als achtzig Prozent der heimgesuchten Haushalte ein etwas durcheinandergeratener Halbwüchsiger zu finden ist. Möglicherweise bewir­ken die biologischen Veränderungen und Traumen der Pubertät einen derartigen Zustand des Gehirns, dass die Emotionen bis zum subquantalen Datensystem vordringen und als Explo­sionen freigesetzt werden.

Telepathie und ASW treten zumeist in Notfallsituationen oder in Fällen auf, wo jemand kurz vor der Schwelle des Todes steht; dies gilt auch für Out-of-body-Erlebnisse. Es ist möglich, dass sich das Bewusstsein im Moment des drohenden Todes auf die Software-Ebene kosmischer Zusammenhänge zurückzieht.

Träume, in deren Verlauf der Schlafende zukünftige Gescheh­nisse sieht, sind möglicherweise als Einsinken in die kosmi­schen Zusammenhänge zu deuten; letzteres tritt ein, sobald das Bewusstsein des Ego weitgehend schläft.

Gesundbeten und religiöse Wunder sind in jenen Gesellschaf­ten, wo sie regelmäßig praktiziert werden, zumeist von viel Tanz, Gesang, Trommelschlägen und dem Konsum psychede­lischer Drogen begleitet. Alle diese Techniken setzen das kondi­tionierte Ego außer Kraft und ermöglichen veränderten Be­wusstseinszuständen freies Spiel; dabei können auch die sub­quantalen kosmischen Zusammenhänge berührt werden.

Kosmisches Bewusstsein oder Erleuchtung, wie sie zumeist durch Yoga, Drogen oder Einweihungs-Rituale (die oft Schmerz und/oder Angst miteinbeziehen) erreicht werden, sind Zustände, in deren Verlauf das konditionierte Ego außer Kraft gesetzt wird; das Individuum dringt zu den subquantalen Bereichen vor, die außerhalb von Zeit und Raum liegen. Wir sind eins, die traditionelle mystische Ausdrucksform der Ekstase beschreibt jenes Erlebnis des Ich bin wegen Dir da und Du bis wegen mir da.

Bei der Psychokinese, der geistigen Manipulation physischer Objekte – etwa das angebliche Löffelbiegen von Uri Geller – handelt es sich möglicherweise um eine Art Poltergeist-Effekt, den man bewusst unter Kontrolle gebracht hat. Vielleicht kann dies als Resultat einer Feedback-Schleife zwischen dem Gehirn und den kosmischen Zusammenhängen gewertet werden – ein neuroatomarer Kreislauf, der in den meisten von uns ruht. Während er bei den durcheinandergeratenen Poltergeist­-Kindern unbewusst aktiv wird, bringen ihn Leute wie Uri Geller bewusst ins Spie


Man stelle sich vor, dass unser Gehirn ein biologischer Computer sei; ein Gedanke, dem sich heutzutage die meisten Neurologen anschließen. Man denke sich ferner, dass alle Subquanten-Ereignisse ebenfalls auf Computer­vorgängen beruhen; auf Vorgänge in Mikro-Mikro­-Mikro-Computern also, wie Sarfatti sie bezeichnet. Man vergegenwärtige sich schlussendlich, dass auch das Uni­versum einen Computer darstelle; einen Mega-Mega­-Mega-Computer. Laut Sarfatti bedeutet der Bellsche Lehrsatz, dass die Hardware dieses ineinandergrei­fende System intelligenter Trickkisten – oder von Compu­tern in Computern innerhalb von Computern – in Raum und Zeit lokalisiert sei; die Programmierung hingegen ­die subquantifizierbare Verborgene Variable ist allüber­all vorhanden.

Falls dieses Informationssystem eine Art Gottheit ver­körpert – oder ein wissenschaftliches Analogon zu diesem Gott – so sind dies auch Sie und ich … und der nächste Laternenpfahl ebenfalls. Man erinnere sich, dass die In­formation innerhalb von Raum und Zeit global ist; dies trifft auch für das gesamte Universum und jede an der Information beteiligte Partikel zu – Mitgestalter des Ganzen, jedoch auf unterschiedlichen Ebenen. Und ist das nicht jene Aussage, die von den Pantheisten seit Jahrtausenden gemacht wird?

Zurzeit versucht Sarfatti Bells Lehrsatz mit Hilfe eines von ihm entworfenen, schneller als das Licht funktio­nierenden Kommunikations-Systems (U .S. Patent Nr. 071165 vom 12. Mai 1978) zu beweisen. Obwohl Dr. Carl Sagan würdevoll erklärt hatte, dass ihm dieses gesamte Projekt „bestenfalls ein amüsanter Gedanke zu sein scheint“, so ist bereits die Patentanmeldung erfolgt, nachdem ein Gerücht auftauchte, wonach ein oder mehrere Erfinder dieselbe Errungenschaft zu patentie­ren versuchten. Sarfatti behauptet ferner, dass ein unge­nannter Geheimdienst daran äußerst interessiert sei, und ein Atom-Ingenieur, dessen Namen nicht veröffentlicht werden darf, bekräftigt, dass die Sowjets bereits eine ent­sprechende Erfindung gemacht hätten.

Im übrigen steht eine Kommunikation, die sich schneller als das Licht abspielt, nicht im Widerspruch zu Einstein. Die Relativitätstheorie besagt lediglich, dass sich Energie nicht schneller als Licht fortbewegen könne. Das von Sarfatti entwickelte globale Informations-­System nach Bell überträgt keine Energie, sondern lediglich Information (im Sinne von Befehlen). Für den Laien ist in diesem Zusammenhang die Tatsache interes­sant, dass der Gegenstand dieser Erfindung – falls man ihn tatsächlich bauen würde – genau gleich wie ein Gehirn funktioniert, das sich in jenen Stadien des Bewusstseins befindet, die von der Parapsychologie untersucht worden sind. Es wäre sozusagen ein außersinnlicher Kreislauf des Gehirns, so wie ein gewöhnlicher Computer das Modell der logischen Gehirnschaltungen darstellt. Sarfatti hegt den schwerwiegenden Verdacht, dass hoch­entwickelte außerirdische Zivilisationen über ein solches System verfügen, mögen die Sowjets nun so weit sein oder nicht … Wenn Sagan Sarfattis Hoffnung auf einen derartigen Kontakt mit Außerirdischen als amüsant bezeichnet, so kontert Sarfatti damit, dass Sagans Kon­taktversuche mit Radiowellen elektromagnetischen Chauvinismus darstelle.

In der Tat führt Dr. Sarfatti die von ihm entwickelten Ideen auf seine Jugendzeit zurück, als er mehrere geheimnisvolle Telefonanrufe erhalten hatte; damals versuchte jemand (oder etwas), der/ das behauptete, ein außerirdischer Computer zu sein, sein Interesse für die Quantenphysik zu fördern. Die Anrufe hörten auf, als seine Mutter ans Telefon ging und jener Wesenheit (was immer sie auch sein mochte) weitere Späße dieser Art untersagte.

Bis heute weiß Jack Sarfatti nicht, was er über diese Telefonanrufe denken soll. „Vielleicht war es ein Außerirdischer“, meint er launig. „Vielleicht wollte man uns in das subquantale, kosmische Kommunikations-System einschalten. Möglicherweise war es auch bloß ein Witz­bold, wie meine Mutter vermutet hat. Vielleicht handelte es sich aber auch um die CIA, die bei Studenten, welche eine wissenschaftliche Karriere planten, gewisse Denk­weisen zu stimulieren versuchte …“

Sarfatti hatte seine erste aufrüttelnde Begegnung mit Jungscher Synchronizität, als der Neurologe Dr. Andrija Puharich sein Buch Uri veröffentlichte, in dem er sich mit seinen Untersuchungen in Bezug auf den um­strittenen israelischen Wunder-Wirker Uri Geller befasste. Puharich erklärte, dass er während seiner ge­samten Verbindung mit Geller ebenfalls mit Computer­stimme übermittelte Botschaften eines angeblich Außer­irdischen empfangen hätte.

Der UFOlogist John Keel erzählt in seinen beiden Büchern Our Hounted Planet und The Mothman Pro­phecies von mehreren hundert gewöhnlichen Bürgern, die im Verlauf der letzten dreißig Jahre ähnliche Telefonanrufe erhalten hatten, in deren Verlauf ihnen computerähnliche Stimmen geisterhafte, außerirdische Mitteilungen gemacht hatten. Mein Favorit unter Keels Beispielen ist der Fall einer Hausfrau, die den Zen-artigen Vorwurf wach auf dort unten! einstecken musste.

Nach Sarfattis Ansicht wäre es verfrüht, eine solche Verflechtung unheimlicher Vorgänge den Außerirdi­schen zuzuschreiben. Wir müssen nicht unbedingt be­haupten, dass Freuds Bücherschrank im Jahre 1909 von einem veritablen Geist heimgesucht worden sei, und wir müssen auch nicht darauf pochen, dass die von Sarfatti, Puharich und Keel ermittelten Telefongespräche von Außerirdischen geführt worden sind. Vielmehr ist es so, dass – laut Sarfatti – das Subquantale Bewusstsein global in Bewegung geraten war (außerhalb von Raum und Zeit) und somit Effekte dieser Art innerhalb von Raum und Zeit bewirkt hatte. Der Ursprung dieser Bewegung lag seiner Meinung nach möglicherweise in menschlichen Emotionen und Überzeugungen.

Dr. Brion Josephson, der Nobelpreisträger für Physik des Jahres 1973, unternahm den unvermeidlichen nächsten Schritt. Indem er die verwirrend unterschied­lichen Daten wegweisender Atomversuche der sechziger Jahre analysierte – innerhalb welcher europäische Phy­siker immer und immer wieder dieselben Resultate er­zielten, während die Amerikaner ebenso regelmäßig gegenteilige Daten erhoben – machte Josephson den Vorschlag, dass die gegensätzlichen Ansichten der Experimentatoren die Textdaten auf Grund von bewusster Psychokinese beeinflussen würden. Anders gesagt heißt dies mit aller Deutlichkeit, wie Walker mit Recht behauptet, dass „unser Bewusstsein physikalische Ereignisse mit Hilfe der Gesetze der Quantenmechanik unter Kontrolle hält“.

Du meine Güte, Toto, ich glaube wir befinden uns überhaupt nicht mehr in Kansas!
— L. Frank Baum

Ein anderer Teil der physischen Bewusstseins-oder Geist/Materie-Synthese entsteht in Palo Alto auf Grund der Forschungsarbeit der beiden Physiker Russell Targ und Dr. Harold Puthoff; beide haben seit Jahren das Phänomen des Distant Viewing (Sehens auf weite Distanz) untersucht. Distant viewing ist Targ und Put­hoffs Bezeichnung für eine bestimmte Art außerirdischer Wahrnehmung, die ihnen besonders empfänglich für wiederholbare Laboruntersuchungen zu sein schienen. Das Phänomen umfasst die menschliche Fähigkeit, weit entfernte Geschehnisse zu sehen – so wie in Die Augen der Laura Mars.

Targ und Puthoff glauben nicht nur, dass ihr Werk die Realität des Distant viewing aufzeigt, sondern dass wir alle über eine entsprechende latente Fähigkeit verfügten. Sie behaupten, dass sie es jedermann – auch dem größten Skeptiker – beibringen könnten, und sie haben an alle Skeptiker eine noch heute geltende Aufforderung erlas­sen, sich in ihrem Labor entsprechend motivieren zu lassen. Puthoff und Targ erklären all ihre Resultate mit Hilfe des Bellschen Lehrsatzes, den sie als Teile des Univer­sums umschreiben, die – offensichtlich voneinander getrennt – nichtsdestoweniger gemeinsam als Teil eines großen Ganzen handeln können; eine Aussage, die wiederum Dr. Nick Herberts kosmischen Zusammen­hang miteinschließt.

Oder wie es Dr. Timothy Leary im Gespräch zum Aus­druck brachte: „Unser Gehirn besteht aus jener globalen Subquanten-Intelligenz, die Sarfatti und andere ange­törnte Physiker beschreiben. Diese Intelligenz ist sowohl zentralisiert – im Inneren der Atome unserer Gehirnzellen ­als auch dezentralisiert in Raum und Zeit vorhanden.“ „Oh, gewiss“, stimmte Sarfatti bei, „nach Bells Lehr­satz über die Globalität befindet sich die Intelligenz – falls sie irgendwo innerhalb des Systems vorhanden ist – über­all.“ Überall, nicht nur in dir und mir (ein schmeichelhafter Gedanke!), sondern auch in der Laus, im Floh, im Stern und – was am schlimmsten ist – auch in jenen Leuten, die wir verabscheuen.

Die Zen-Tradition weiß um diese Dinge; so fragte einst ein Mönch einen Zen-Meister:
Was ist Buddha?
Derjenige, der dort im Vorraum steht.
Aber, protestierte der Mönch, im Vorraum befindet sich eine Statue – ein Stück Holz!
So ist es, bestätigte der Meister.
Also, was ist somit Buddha?
Derjenige, der im Vorraum steht.
Nach diesen Worten erlangte der Mönch die Erleuch­tung.


Die Wissenschaft des Unmöglichen
von Robert Anton Wilson ist im Sphinx-Magazin, Ausgabe Nr. 7 im Dezember 1979, im Original The Science of the Impossible in OUI. For the Man of the World, Jahrgang 8, Ausgabe Nr. 3 im März 1979 erschienen.

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